Dissertationsvorhaben der 2. Kollegiatenstaffel         Dissertationsvorhaben der 1. Kollegiatenstaffel    
drucken
Entwicklung eines Inbetriebnahme-Assistenten für die einfache und schnelle Programmierung von Industrierobotern
Performance Management im Produktionsanlauf
Reaktives Qualitätsmanagement
Agiles Vorgehensmodell zum Management komplexer Produktionsanläufe in Unternehmen mit mittelständischen Strukturen
Anlauforientierte Technologieplanung zur Auswahl von Fertigungstechnologien
Diskrete Migration als Anlaufstrategie für Montagesysteme
Supply-Chain Optimierung für das Anlaufmanagement
Nutzenbewertung logistischer Reaktionsfähigkeit im Serienanlauf
Wertorientierte Fabrikplanung
Synchronisations- mechanismen für die Fabrikplanung
Complementarities and Contingencies of Organizational Responses to Product Change
Qualitätsorientiertes Management von Serienanläufen - Konzeption eines Gestaltungsmodells
Complementarities and Contingencies of Organizational Responses to Product Change
Uwe Gross

Die Hervorbringung eines neuen Produktes beruht auf technologischem Wissen, das innerhalb der Forschung und Entwicklung eines Unternehmens in eine konkrete Produktspezifikation und durch die Produktion in ein physisches Produkt transformiert wird. Die Transformation des technologischen Wissens in Produktspezifikation und Produkt beruht dabei auf der Fähigkeit der Mitarbeiter des Unternehmens Wissen aufzunehmen und zu verarbeiten oder auf vorhandenes Wissen zurückzugreifen und dieses anzuwenden. Während der Transformation des Wissens ist es notwendig das vorhandene Wissen zu erweitern und durch neues Wissen zu ergänzen. Insbesondere ist die Berücksichtigung anderer Wissensbereiche von Bedeutung, da die Grenzen des eigenen Wissens überschritten werden müssen, um subjektiv neues hervorzubringen. Dies gilt auf individueller Ebene ebenso wie auf organisatorischer. Mit der Aufnahme und Verarbeitung neuen Wissens, erweitern Organisationen ihr vorhandenes Wissen und lernen dem Wandel ihres technologischen und ökonomischen Umfeldes zu begegnen. Dieser Wandel erfordert die Veränderung des Unternehmens, seiner Produkte und Prozesse. Jede Veränderung eines vorhergehenden Zustandes ist durch die Unsicherheit bestimmt, welcher neue Zustand angestrebt werden soll und wie dieser zu erreichen ist. Verfehlen Organisationen Ziel oder Weg, müssen Abweichungen erkannt und korrigiert werden

Technische Änderungen an Produkten oder Prozessen führen zu Problemen bei der Einführung in Form von neuen Produkten und Prozessen, insbesondere, wenn beide simultan eingeführt werden. Diese Probleme lassen sich durch präventive Maßnahmen vermeiden. Probleme die sich nicht vermeiden lassen, müssen beim Auftreten gelöst werden. Hierzu gibt es prinzipiell zwei Möglichkeiten: Es können bestehende Problem-Lösungskombinationen angewandt werden, um so bei Eintreten des Problems sofort und in geplanter, standardisierter Weise darauf zu reagieren oder der Lösungsraum bleibt offen, um erst beim tatsächlichen Auftreten des Problems situativ eine Lösungsalternative zu generieren, sprich zu improvisieren.

Da es nicht möglich ist, sämtliche Probleme durch präventive Maßnahmen zu vermeiden, noch auf alle möglichen Hindernisse durch definierte Maßnahmen zu reagieren, kann davon ausgegangen werden, dass es dazu kommen wird, Lösungsalternativen ad-hoc generieren zu müssen. Fraglich ist hierbei jedoch in welchem Maß präventive Maßnahmen zu betreiben sind und welchen Stellenwert standardisierte Vorgehensweisen bei der Problemlösung haben sollten.

Diese theoretische Fragestellung lässt sich auf den Produktionsanlauf eines neuen Produktes übertragen. Die Autoren Beetz et al. (2008) [BEET08] sehen vor allem zwei wesentliche Möglichkeiten den Herausforderungen des Produktionsanlaufs zu begegnen: Dies ist zum einen die organisatorische zum anderen die informationstechnische Integration zur frühen Antizipation von Problemen und zur Generierung von möglichen Lösungen. Beer (2008) [BEER08] erkennt vor allem in der Verlagerung möglichst vieler Entwicklungs- und Planungsaktivitäten von Produkt und Prozess in die frühen Phasen der Produktentstehung, eine wesentliches Instrument, um Anlaufprobleme zu vermeiden. Ungeachtet dessen können Organisationen bei nicht vermeidbaren Problemen im Produktionsanlauf auf bereits bestehendes Wissen und standardisierte Vorgehensweisen zur Problemlösung zurückgreifen. Alternativ können Unternehmen ebenfalls eine Art Improvisationsfähigkeit besitzen, die es ihnen erlaubt auf Probleme ad-hoc zu reagieren und die effektivste Lösung zu finden.

Basierend auf dem Vorgehen von Moorman and Miner (1998) [MOOM98] soll für den Produktionsanlauf die Frage beantwortet werden, wie viel Prävention in Form von funktionaler und unternehmensübergreifender Integration notwendig ist, um einen möglichst problemlosen Produktionsanlauf zu haben. Gleichzeitig stellt sich die Frage, ob bei auftretenden Problemen ein routiniertes oder improvisiertes Vorgehen besser geeignet ist, um die Probleme des Produktionsanlaufs schnell und effektiv zu beseitigen. Da sich hieraus keine Allgemeingültigkeit ergeben kann, werden diese Zusammenhänge unter der Einwirkung ausgewählter Kontingenzfaktoren untersucht.

Die Untersuchung ist Bestandteil des Forschungsprojektes CoRuS im Rahmen des Graduiertenkollegs und greift methodisch eine ähnliche Vorgehensweise auf. Durch eine empirische Erhebung auf Basis eines Online-Fragebogens sollen diese Zusammenhänge statistisch nachgewiesen und erklärt werden. Das Vorgehen zur Erstellung des Fragebogens ist dabei adäquat zum Vorgehen im Projekt CoRuS. Mit ersten Ergebnissen ist im September 2011 zu rechnen.


Literaturverzeichnis

[BEER08] Beer, S.: Verbesserung der Anlaufperformance durch den Einsatz von Frontloading-Maßnahmen, In: Schuh, G./ Stölzle, W./ Straube, F. (Eds.): Anlaufmanagement in der Automobilindustrie erfolgreich umsetzen, Berlin, Springer-Verlag, 2008

[BEET08] Beetz, R./ A. Grimm/ T. Eickmeyer: Die Strategie der Integrierten Wertschöpfungskette zur Anlaufsteuerung bei der Vorserienlogistik der AUDI AG, In: Schuh, G./ Stölzle, W./ Straube, F. (Eds.): Anlaufmanagement in der Automobilindustrie erfolgreich umsetzen, Springer-Verlag, Berlin, 2008

[MOOM98] Moorman, C./ Miner, A. S.: Organizational Improvisation and Organizational Memory, Academy of Management Review, 23 (4), 1998, 698-723.

gefördert durch:
Projektträger: